Bei der Marylin-Methode (entwickelt von Els Withers und vorgestellt auf countryoftheblind.blogspot.com) handelt es sich um eine weiterentwickelte Form der Mnemo-Methode "Gedächtnis-Stadt". Jedoch geht es nicht mehr nur darum deine Vokabeln nach Clustern zu sortieren, sondern wir gehen in dieser Methode mehrdimensional vor und merken uns:
Damit das funktionieren kann müssen ein paar Vorbereitungen getroffen werden:
Damit dies ein wenig einfacher geht, organisieren wir An- und Auslaute bereits nach einer ganz konkreten Systematik:
Die ersten Schriftzeichen (mindestens Schreibweise und Bedeutung) müsstest du bereits lernen, bevor du die Marilyn-Methode anwenden möchtest - z.B. mit Hilfe grafischer Eselsbrücken, wie wir sie auf http://www.womingbai.com/de/ vorschlagen.
Die Aussprache dieser ersten Schriftzeichen wiederum könntest du mittels der Marilyn-Methode lernen.
Die Vorbereitungen mögen wirklich lange dauern, und ich selbst habe auch sehr lange dafür benötigt alle passenden Personen und Orte zu überlegen. Aber glaube mir: es lohnt sich. Nachdem man sich an die Methode gewöhnt hat, kann man sich extrem schnell neue (zusammengesetzte) Schriftzeichen mit Aussprache merken.
Im ersten Schritt wählen wir die Personas aus, welche die Initiallaute repräsentieren sollen. Diese können real oder fiktiv sein - wichtig ist nur, dass sie einen guten Job darin machen können, dich an den Laut, für den sie stehen, erinnern können.
Am Besten denkst du dir deine eigenen Personas aus (mehr persönlicher Bezug beim Lernen). Du darfst dich aber auch gerne an unserer Vorlage bedienen.
Vielleicht ist dir aufgefallen, dass jeder dieser Namen in der Liste männlich ist. Auf ist dir vielleicht aufgefallen, dass ich die Anlaute j-, q-, und x- ausgelassen habe. Das ist bewusst und gehört mit zum System. Warum, wird in Kürze deutlich werden.
Das System beruht insgesamt darauf, dass man immer An- und Auslaut hat. Doch manche Schriftzeichen benötigen entweder nur das eine oder das andere. Um dem im Lernsystem gerecht zu werden führen wir einen „leeren“ Laut ein, der sowohl für das Fehlen eines An- als auch Auslautes stehen kann.
Wir nutzen dieses Symbol dafür: Ø-. Beispiel „b- + -ao“ ergibt „bao“, aber „Ø- + -ao“ ergibt einfach nur „ao“.
Auch diesem Null-Symbol Ø- möchten wir eine Persönlichkeit zuordnen:
Ø- Steven Hawking, nicht wegen seines Klanges, sondern wegen der physikalischen Brillianz, die selbst das „Nichts im Universum“ erklären kann.
Manche Begriffe müssten nach der aktuellen Logik der Anlaute aus einzelnen Buchstaben entweder mit sehr langen Auslauten oder mit einem dritten Teil geschrieben werden.
Beispiel: liao würde zu l-iao oder zu l-i-ao.
Wir möchten keine zu langen Auslaute und wir möchten definitiv keine drei Silben.
Also bauen wir uns neue Anlaute, die die bisherigen Anlaute von denen mit einem erweiterten „i“ abgrenzen. Diesen geben wir weibliche Vornamen als Merkhilfen:
Vielleicht findest du das „Marylin“ für „mi-“ nicht wirklich schlüssig. Dies ist im Grunde egal. Du wirst relativ schnell die Personen und Töne „aus dem F-F“ assoziieren können und brauchst den echten Klang des Namens nicht mehr, um dich an den Klang des Wortes zu erinnern. Um die Methode Else Withers’ gebührend zu honorieren, lassen wir an dieser Stelle und in diesem Buch den namensgebenden Namen der Methode stehen und nutzen „Marylin“ für den Klang „mi-“.
Da die Laute j-, q- und x- ausschließlich vor „i“ und „ü“ vorkommen, brauchen wir keine Assoziation für diese Laute ohne Vokal und stellen sie direkt mit der Assoziation zu „i“ in unser Set an „Schauspielern“ für die Eselsbrücken:
Als nächsten (und letzten) Schritt für die Vorbereitung der Initial-Laute benötigen wir die Anfangsbuchstaben in Kombination mit „u“.
Um diese von den „blanken“ Initiallauten (Männer) und von den Initiallauten mit „i“ (Frauen) unterscheiden zu können, wählen wir Cartoon-Figuren („Cartoon“ hat im Klang bereits das „u“ als Hinweis). Da mir auch einfach nicht genügend Cartoon-Figuren einfallen wollen, bei denen sowohl der Klang des ersten Buchstabens unseren Initial-Lauten ähnelt als auch der Vokal ein „u“ ist, möchte ich es mit dem Hinweis auf den „u“-Klang in „Cartoon“ belassen und wähle einfach nur Figuren mit passenden ersten Buchstaben:
Kommen wir nach den Initialsilben mit „i“ und mit „u“ nun zu denen mit „ü“. Damit wir anhand der Personen sofort wieder bemerken können, um welchen Laut es sich handelt, wählen wir Personen aus der „Mythologie“ (das „y“ wird gesprochen wie „ü“). Ich wähle einfach die heutige und die Götterwelt der alten Griechen, Römer und Germanen.
Sicher ist dir aufgefallen, dass im Pinyin manchmal die ü-Punkte mitgeschrieben werden und manchmal nicht. Tatsächlich werden sie im echten Pinyin oft weggelassen. Wir behalten sie für unser System über dem „nü-“ und über dem „lü-“, weil es sowohl die Ausspracheform mit „u“ als auch mit „ü“ gibt. So fällt es dir leichter die richtige Assoziation für die Aussprache zu finden.
Fehlt uns nur noch eine Lautgruppe in unserer Initial-Laute-Ausrüstung. Die Initial-Laute für yong, Jong, qiong und xiong. Damit wir an dieser Stelle nicht noch weitere 4 Personen zur Hilfe nehmen müssen, kommt uns ein kleiner Trick zuhilfe.
Es gibt im chinesischen / Pinyin nicht die Kombination aus yu-, jiu-, qiu-, oder xiu- mit (e)ng. Von der Aussprache her kommt diese Kombination aber stark an die von uns gewünschte heran. Daher bedienen wir uns dieser (nicht wirklich existenten) Pinyin-Silben und bilden mit den bereits existierenden Personen.
Hinweis am Rande: Aus der Luft gegriffen ist diese Vorgehensweise nicht. Das Umschrift-System Bopomofo nutzt dieses Vorgehen bereits.
Wenn du nur eine der Assoziationen nicht gut gefällt, dann nimm das nicht einfach hin oder sage etwa „diese Methode ist doof.“
Du darfst und sollst sogar für jede hier angebotene Assoziation, mit der du nicht so einverstanden bist, eine neue und eigene Person erfinden.
Du darfst sogar mit den hier aufgestellten Regeln brechen für die einen Männer und für die anderen Frauen zu nutzen. Alles, was dir hilft, dir die Silben gut zu merken, ist legitim!
Die Final-Laute repräsentieren wir in der Marylin-Methode durch Orte. Jeder Final-Laut hat einen eigenen Ort mit dem er verknüpft ist. Idealerweise ist es jeweils ein Gebäude, da wir später für einzelne Stationen innerhalb der Gebäude andere Verknüpfungen herstellen wollen (Stichwort: Töne).
Da es bei Personen einfacher ist diejenigen zu finden, die auch viele von unseren Lesern kennen (und „gut“ kennen, da man viel von ihnen hört in TV und Zeitung), es bei Orten (insbesondere bei konkreten Gebäuden, die wir ja benötigen) aber schwieriger, genügend zu finden, die sich möglichst alle von euch auch merken können, möchte ich dir dringend raten, nicht meine Vorschläge zu übernehmen, sondern dir wirklich eigene Gebäude einfallen zu lassen.
Hier ist meine Vorschlagsliste:
Wähle dir möglichst vertraute Orte, wie ein Hotel, dass du in guter Erinnerung hast, dein eigenes Zuhause, dein Lieblingsrestaurant, das Büro, usw.
Wie du merkst, gelingt es auch mir nicht für jeden Laut einen wirklich ähnlich klingenden Ort zu finden. Aber wie bereits oben bei „Marylin“ erwähnt, ist das nur eine klitzekleine Hilfe, die zu Beginn unterstützend ist, aber nach wenigen Übungen nicht mehr benötigt wird, weil dein Gehirn die Assoziation zwischen Ort und Klang auch hinbekommt, wenn der Laut nicht wirklich in dem Namen enthalten ist.
Auch die vier Töne sollen ihre Assoziationsgrundlage bekommen, die uns helfen wird kleine Geschichten zu entwickeln, die uns insgesamt komplett an die Aussprache des Schriftzeichens erinnern werden.
Wir erweitern dafür die Orte um eine weitere „Dimension“, eine konkretere Bezeichnung wo innerhalb der Locations die Geschichte stattfinden wird:
Für manche der von mir gewählten Orte wird es auf den ersten Blick kompliziert, diesen mit den Tönen zu kombinieren.
Nehmen wir z.B. den Anlegesteg meiner Yacht für -an:
oder ein anderes Beispiel, meinen Lieblings-Angelplatz für -ang:
oder als letztes Beispiel, bei dem es vielleicht etwas schwieriger klingt, der Glockenturm des Kölner Doms mit seinen engen Gängen für -eng:
Du siehst, dass es auch für schwierigere Orte durchaus die Möglichkeit gibt, die vier Einteilungen in vor dem Ort, auf der Schwelle, irgendwo drin und auf dem Klo zu machen.
Kommen wir nach endlosen Zeiten der Vorbereitung nun endlich zur Praxis.
Wir haben bereits ziemlich viel Zeit mit dem Aufbauen der Grundlagen der Marylin-Methode verbracht. Nun möchten wir dir endlich an einem Beispiel zeigen, wie sie angewendet wird.
Nehmen wir das Zeichen:
Das Zeichen wird zusammengesetzt aus zwei einfacheren Schriftzeichen:
In unserer Eselsbrücke bauen wir die Bedeutungen der Einzelbausteine (Blume und Reisfeld) sowie die eigentliche Bedeutung des Schriftzeichens, das wir lernen möchten (Sprössling) in eine Geschichte ein.
Die Bestandteile für die Aussprache müssen wir auch unbedingt berücksichtigen:
„miáo“ wird heruntergebrachten auf Initial- und Finallaute:
Die Betonung liegt auf dem
Unsere Eselsbrücke für die Bedeutung und Aussprache dieses Schriftzeichens könnte dann wie folgt aussehen:
Die gesamte Eingangshalle (2. Ton) des Kölner Hauptbahnhofs (-ao) hat sich in ein Reisfeld (田) verwandelt.
Seltsame Sämlinge wachsen rasch zu menschengroßen Blumen (艹) heran. Sobald diese zu blühen beginnen, erscheint in ihren Blüten das Abbild von Marylin Monroe (mi-) in Persona stehend mit den Armen das aufwärtswehende weiße Kleid herunterdrückend.
Es ist wichtig, dass du dir diese kleine Geschichte so plastisch und lebendig wie nur möglich vorstellst. Je absurder die Geschichte wird, desto besser wirst du sie dir merken können.
Je besser du dir diese absurde Geschichte merken kannst, desto besser wirst die einzelnen Details immer greifbar haben:
Tipp: Wenn es dann darum geht, neben den einzelnen Schriftzeichen Wörter mit zwei oder mehr Schriftzeichen zu lernen, würde ich wiederum auf eine Gedächtnis-Stadt (statt Marylin-Methode) als Lernmethode setzen. In dieser wirst Du je nach Wortart ein anderes Viertel wählen, ggfs. je nach Themenumfeld an einem bestimmten Ort in dem Viertel, die Geschichten gebildet aus den Stichwörtern für jedes Schriftzeichen (z.B. Sämling = 苗 und beschützen = 保) und die Bedeutung der zusammengesetzten Vokabel (Sämlinge ziehen/behüten, damit möglichst viele durchkommen = 保苗) zusammen mit den Begebenheiten vor Ort in deinem Gedächtnis-Stadt-Ort zu einer absurden und emotionalen Geschichte kombinierst und sie dir so merkst.
Diese und andere Lernmethoden (z.B. die Gedächtnis-Stadt, Assoziationsketten, Mindmaps, ...) stellen wir auch in dem eBook "Chinesisch Besser Lernen" (Amazon)